Lasst uns eine Markthalle bauen!
An den Rat der Stadt Kleve,
am 14 Januar 2013 geht die Beteiligungsveranstaltung zum Vorentwurf des neuen Flächennutzungsplans (FNP) in die nächste Runde. Die auf den Weg gebrachte Unterstadtbebauung hat für den Minoritenplatz eine wünschenswerte Warteschleife eingelegt, und auch in weiteren Wochen wird von Santowski nicht das geliefert werden können was für Kleve Zukunftsfähigkeit beinhaltet. Ich möchte nochmals meinen sogenannten Kulturpalast zur Diskussion stellen. Ich gehe der Einfachheit halber davon aus das ich mich nicht verständlich ausgedrückt habe.
Einen Ort der Kultur; Kulturleistungen sind alle formenden Gestaltungen von Material, sei es jetzt Technik, bildende Kunst oder geistiges wie Recht, Moral oder Wissenschaft. In diesem Sinne habe ich die Begrifflichkeit Kulturpalast gewählt. Ich möchte mich hier des Umfangs halber alleine auf den Minoritenplatz konzentrieren.
Im Vorentwurf des FNP ist die Einrichtung eines Handelszentrum am Minoritenplatz vorgesehen.
Handel ist ja erst einmal der Austauschs von Gütern, von der Herstellung bis zum Verkauf und/oder Konsum bzw. seiner Verwendung. In dem Begriff Handelszentrum sind ethische und/oder nachhaltige Kriterien weder enthalten noch ausgeschlossen. Eine Einkaufszentrum (EKZ) nach Santowski Manier schließt diese zukunftserforderlichen Aspekte völlig aus. Eine nicht alleine von mir angeratene Markthalle ist praktisch deckungsgleich mit Nachhaltigkeit und in dem Sinne ethisch, da es letztlich vernünftig ist. In einer Markhalle werden in aller Regel Produkte angeboten die von Klein und Kleinstproduzenten hergestellt werden. Die Qualität ist Sprichwörtlich. Wir alle schätzen genussvolles und hochwertiges Essen, die benötigten Zutaten finden sich genau hier.
Erlauben Sie mir einen kleinen Ausflug in die jüngste und aufschlussreiche Geschichte der Markhalle.
Auf der Website von Kleve Marketing findet sich die folgende Beschreibung:
“Wochenmärkte
„Bootschape doen“*, sagen die niederländischen Nachbarn, wenn sie einkaufen gehen. Botschaften auszutauschen, das gehört zum Marktbummel wie die Butter zur frischen Kartoffel.
An jedem Tag der Woche gibt es in Kleve einen Markt. Bei 16 Ortsteilen auch nicht weiter verwunderlich. Die zentralen Märkte sind der samstägliche Markt auf dem Parkplatz Linde und der Bauernmarkt auf Haus Riswick, der an jedem Donnerstag die Produkte der regionalen Erzeuger bietet.”
(*richtig heißt es übrigens „Boodschappen doen“)
Hiermit wird eigentlich alles gesagt. Ein Markt ist ein Spiegelbild einer Region. Diese angebotenen Waren täglich in einem angemessenen Gebäude präsentiert zu finden wertet Kleve in einem nicht zu überSCHÄTZendem Maße auf. Im FNP werden Aktivität, Kulinarik und Kultur für den Tourismus herausgestellt. Mit einer Markthalle werden alle drei Punkte bedient. Ein EKZ- Konzept aus den 80igern berührt keinen einzigen Punkt. Und das die Nahversorgung im Kerngebiet von Kleve sichergestellt ist findet sich auch im Vorentwurf des FNP. Es geht also nicht um Quantität sondern um die allerseits gewünschte Qualität.
Sehen Sie mir bitte nach das ich mich nicht gerade kurz fasse. Hier nun der Ausflug in die Geschichte der Markthalle (Quelle: Markthallen von Michael Mende)
Mutter aller heutigen Modernen Einkaufszentren, ist der Überdachte Markt Kapali Carsi in Istanbul, erbaut 1461. Wenn wir heute über Markthallen sprechen werden die meisten an aus Gusseisen und Glas gebauten Hallen aus dem 19. Jahrhundert denken. Die erste wurde 1822 in Liverpool mit der St.John’s Markthalle eröffnet. Der Stadtarchitekt John Foster (1786–1846) erbaute diese Lichtdurchfluteten Hallen. Dieser Markt gilt als größtes Gebäude seiner Art. John Dobotson und Robert Stephenson haben für den Grainger Market eine Art Basar entworfen (1835 Newcastle). Die Grainger Market Hall wurde für die Architektur der Markthallen wegweisend. Unter dem Druck der Supermärkte mit kostenarmer Selbstbedienung verschwanden die meisten dieser Markthallen.
Der Typus der Markthalle war zwar schon zur Zeit der französischen Revolution als eigenständige Bauaufgabe begriffen worden aber erst 1800 erschien in Paris ein Werk in dem auch Markthallen und Basare dokumentiert wurden.
In diesem Werk hat Durand, französische Stadtarchitekt, eine Tafel mit den schönsten und einzigartigsten Markthallen sowie Basaren der Welt aufgezeigt. Als nachahmenswerte Modelle ihrer Gattung in der Tradition des Forums und letztlich der Agora. Im antiken Griechenland der zentrale Fest-, Versammlungs- und Marktplatz einer Stadt. Sie war aber zugleich auch eine bedeutende gesellschaftliche Institution, und als solche ein kennzeichnendes Merkmal der griechischen Politik.
Es ging und geht darum mit Markthallen Bauwerke zu schaffen die, die Ernährung sicherstellen. Dafür zu sorgen, die von der Landwirtschaft produzierten, natürlichen Reichtümer, effizient zu handeln wie eben in der Markthalle. 1815 wurden diese Markthallen als Monumente eines neuen Zeitalters sowohl für Warenverkehr als auch für vorausschauende Fürsorge für die Bürgerschaft verstanden. Diese Bauwerke sind zweckmäßig als auch Sinnbild der Fürsorge. Vielfach wurden die Form von Arkaden gewählt. Das fast alle EKZ den Beinamen Arkaden tragen ist zwar eine Reminiszenz an Ursprünge, aber nicht einmal Rundbögen werden aufgegriffen. Die Idee der Fürsorge ist ins Gegenteil verkehrt bei etwas was als wahrhaft existenziell gilt, unsere Nahrung!
Nicht in allen Ländern Europas wurden Markthallen als Aufgabe der Kommune begriffen. In Deutschland jedoch, bilden die beiden Markthallen in Hamburg von Franz Gustav Forsmann eine bestätigende Ausnahme. Die Zeitgenossen waren entsprechend von diesen für das Gemeinwohl bestimmten Hallen beeindruckt, und folgten daraus das Hamburg mit Recht an der Spitze der deutschen Städte steht. Die Nähe zum Alten Land lässt sich hier durchaus mit der Betuwe vergleichen. Verkehrsgünstig selbstverständlich am Wasser gelegen und möglichst nah am Mittelpunkt der Stadt.
In Deutschland traten im ausgehenden 18. Jahrhundert städtische Obrigkeiten als Bauherren auf. In England haben beispielsweise Kooperationen aus Markthändlern oder privater Geldgeber diese Rolle übernommen. Die städtischen Bauherren legten besonderen Wert auf das Erscheinungsbild des Marktplatzes. Weder zu groß noch zu klein, ein Bild des Wohlstandes zu generieren, und somit das Bild der Fürsorge gütiger Politiker darzustellen. Deshalb war der Marktplatz nicht nur mit Häuser von Grundsätzlich “gutem aussehen und schöner Fassade” zu umstellen, sondern vor allem mit Gebäuden die die Ranghöchsten politischen Institutionen beherbergen, an erster Stelle dem Rathaus.

Markthalle Stuttgart (Bild: www.gablenberger-klaus.de)
Der Minoritenplatz als bedeutendste Baustelle überhaupt bietet für Kleve Chancen die unglaublich sind. In der Regel braucht es einen Naturkatastrophe oder gar einen Krieg um derartige ‘Freiflächen’ im Herzen einer Stadt vorzufinden und um zu nutzen.
Ich habe immer noch den Eindruck das die entscheidenden Stadtplaner in Kleve, meine wie auch andere Vorschläge aus der Bürgerschaft, nicht ernst nehmen. Mein in die Diskussion geworfener Begriff des Kulturpalastes ist in der Stadthalle mit hörbarer Geringschätzung bedacht worden. Zur wiederholten Deutlichkeit sei auch hier die Prozesshaftigkeit einer Planung herausgestellt. Ein Entwurf, eine Planung und eine etwaige Realisation ist in Anbetracht der vielzitierten Bedeutung des Minoritenplatzes nur mit höchster Konzentration möglich, und nicht durch Flugblätter, Mails oder Kommentaren angemessen zu leisten. Aus diesem Grund wiederhole ich meine Gesprächsbereitschaft erneut. Sie werden mir erlauben meine Anstrengungen im direkten Vergleich zu den Ihren ebenbürtig aufzustellen, die darüber hinaus auch noch kostenlos sind!
Meine Begrifflichkeit des Kulturpalastes ist selbstverständlich identisch mit einer Markthalle und die Klever Stadtbücherei zu integrieren wäre aus vielerlei Hinsicht zusätzlich förderlich. Zum Beispiel wird in Duisburg 2014 ein Umzug der Stadtbibliothek in das Stadtfenster eines EKZ stattfinden. Markthallen, mit Böden aus bunten Fliesen belegt und die Fenster mit ornamenthaften Details geschmückt. Sauberkeit und Übersichtlichkeit, ausreichend Luft und Licht, dies war früher schwieriger zu bewerkstelligen als heute, und dennoch muss ein derartiger Baukörper das Know-how und Gestaltungsvermögen einer ganzen Region in sich aufnehmen, anno 2013.
Diese Markhallen, in der Form eines Zentralbaus errichtet, die Opulenz des Bauschmucks korrespondierte mit der Fülle des Warenangebotes im Halleninneren. Der Vielfalt, die die Natur unserer Region hervor bringt und brachte, entsprachen der künstlerischen wie technischen Fähigkeiten der Bürgerschaft.
Eine Markthalle ist als Bühne gedacht, auf denen gleichermaßen Wohlstand und Wohlleben, Fülle und Raffinesse als Dauererlebnis in Szene gesetzt wird.
In die in Stahlbeton ausgeführte Stuttgarter Markthalle, die noch kurz vor dem ersten Weltkrieg eröffnet wurde, versuchte der Architekt Martin Elsässer einen ‘neuen’ Typus aufzustellen. Diese zwischen Warenhaus und üblicher Markthalle entstandene Form versuchte den ‘Luxus’ des Warenhauses aufzugreifen und dennoch der Markthalle eine Eigenständigkeit zu bewahren. Die Halle musste sich gleichermaßen ästhetisch wie kommerziell behaupten.
Vollkommen fremd blieben den Betreibern der Markthalle indes, die von den Warenhäusern bereits vor dem Ersten Weltkrieg regelmäßig und mit großem Reklame-Aufwand veranstalteten Aktionswochen mit ihren billigen Sonderangeboten. Die neue Stuttgarter Markthalle, nach dem Vorbild der Lebensmittelabteilungen in den Warenhäusern mit ihren appetitlichen Verkaufsständen sind zukunftsträchtig und setzen Maßstäbe. Das dieses damals neuartige Konzept bis heute tragfähig ist, sollte schon in den 1970er Jahren zeigen, nachdem die großen und inzwischen zudem international operierenden Handelsketten begonnen hatten, das engmaschige Netz ihrer Filialen über das Land zu ziehen.
Mit einem überschaubaren und zugleich hochwertigen Angebot sehen sich die Markthallen einer Art Renaissance entgegen. Indem sie auf Frische, kontrollierte Herkunft sowie die vertrauenswürdige Beratung setzen, statt auf Konfektion und Masse zu Niedrigpreisen, entsprechen sie sogar einem Trend, der selbst die großen Handelsketten zur Anpassung drängt. Diese Unternehmen müssen sich gerade in großstädtischen Ballungsräumen darauf einstellen, dass es beim Einkauf oft nur um Kleinigkeiten, um eine Plauderei am Stand und das verheißungsvolle Erlebnis sinnlicher Genüsse geht, um Qualitäten also, die in den gleichförmigen Hallen ihrer Verbrauchermärkte kaum zu erwarten sind.
Wie gesagt gibt es hier in Kleve eine historische Chance die genutzt werden will. Eine Markthalle bringt eine Stadtentwicklung Erforderlichkeit auf den Punkt. Die vorschnell abgerissenen Hallen in Paris hatten den Namen “Bauch von Paris“. Die Essenz einer Stadt sind Schule, Krankenhaus, Verwaltung und eine Markthalle.
In dieser Einfachheit liegt die Lösung für den Minoritenplatz.
In diesem Sinne & mit freundlichen Grüßen,
Max Knippert
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