Roter Faden oder Eisenwasser
Ein roter Faden zieht sich durch Kleve. Neue Hochschule, neue Unterstadt, Aufbruchsstimmung und Euroglänzende Augen. Aufbruch Ja! Aber wohin weiß keiner und der rote Faden ist die Orientierungslosigkeit. Die eigentliche Richtschnur ist auf der Rolle geblieben und liegt verstaubt im Regal. Und wie gesagt, eigentlich ist alles Kinderleicht.
Und da ist sie, Antonia Osterkamp mit ihrer 5a. Quelle gesucht, “Schüler finden alte Klever Mineralquelle“, und gefunden, einen Brief an den OB, fertig. Und die Quelle ist Sinnbildlich! Quelle – Ursprung – Herkunft. Kleve ist Gartenstadt und sowohl das Sichtbare wie das Unsichtbare Wasser ist Gold wert. Und der falsche Umgang damit zerschneidet den Faden der alles zusammen hält. Die Quelle muss selbstverständlich wieder ans Tageslicht. Und das Quellhaus wie auch die Trinkhalle gehören wieder aufgebaut. Wer seine Geschichte nicht kennt ist heimatlos und bleibt auf Durchreise.
In der NRZ vom 21.2.2013 ist zu lesen “Kleve hat eine echte Heilquelle“.
„Die Chemie hat sich seit 1846 nicht verändert. Ihr Wert liegt deutlich über dem Richtwert für Heilwässer des Deutschen Heilbäderverbandes.“ Eigentlich ist damit alles gesagt aber Herr Brauer sagt in diesem Artikel zu Bad Cleve:
„Das ist eine Abwägung“ … „Es wäre ein anderer Imagefaktor. Passt das Kurbad zu einer Hochschulstadt mit dynamischem Fortschritt? Darüber könnte man eine Podiumsdiskussion mit Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung führen. Ich sehe das grundsätzlich offen.“
Eine Abwägung ist für mich ein ‘Entweder – Oder’ und diese Frage stellt sich überhaupt nicht. Meine Heimatstadt Aachen macht es hier leicht. Aachen ist die Stadt der Quellen und gleichzeitig eine der bedeutenden Hochschulstädte Deutschlands. Es gab nicht einen Moment an dem sich diese beiden Fragmente der Stadtrealität in die Querre kamen. Kleve ist darüber hinaus erst seit wenigen Monaten Studentenstadt und dem gegenüber stehen 270 Jahre Badebetrieb. Das gerade im Haus Koekkoek “Balnea – Architekturgeschichte des Bades” zu sehen ist, hat Herr de Werd sicher mit der 5a des Konrad-Adenauer-Gymnasium vorausschauend abgestimmt.
Der angesprochen “Imagefaktor” hatte Kleve und authentischerweise sollte es sich diesen wieder vor Augen führen. Schuhe und Margarine sind weg aber eine Topografie macht noch nicht eimal ein Krieg kaputt. Dies bleibt seit Menschengedenken.
Was bedeutet “dynamischem Fortschritt”? “Dynamischem” heißt ja nichts anderes als Bewegung das Gegenteil von Stillstand. Bad Cleve stünde für Wellness also aktives Wohlfühlen.
“Fortschritt” ist eine positive Veränderung. Und eine Quelle freizulegen auch wenn es zum wiederholten Male stattfindet ist selbstverständlicherweise kein Rückschritt sondern, wie gesagt, eine positive Veränderung.
Im Kreis Kleve sind die Übernachtungen auf 871.042 gestiegen, ein Plus von 5,2%.
Genau diese Entwicklungsmöglichkeit des Tourismus wird im neuen Flächennutzungsplan 2030 aufgezeigt.
Leider muss ich auch den letzten Punkt von Herrn Brauer ins Gegenteil verkehren. Es ist nicht die Aufgabe des Stadtmarketing oder der Wirtschaftsförderung darüber zu befinden ob Bad Cleve durch die Reaktivierung der Quelle auf den Weg gebracht wird. Sondern erstmal und vor allem die Sache alle Klever Bürger und Bürgerinnen. Und die die sich für die Historie Kleves hervorgetan haben sind bestens bekannt. Und genau diese sollten Federführend sein. Das die Wirtschaftsförderung beispielsweise Gutachten zur Wirtschaftlichkeit eines stadteigenden Kurbades erstellt wäre natürlich sinnvoll aber soweit sind wir ja wohl noch nicht. Und es handelt sich ja nicht um Thermalwasser sondern um Heilwasser und somit würden Brunnenkuren oder auch Trinkkuren anzubieten sein. Die Vorstellung am Ort der alten Schützenhalle ein modifiziertes Gebäude in dem Massagen, Sauna und das Quellwasser Anwendung findet würde diesen Teil des Parkes aufwerten und beleben.
Aber darüber sollten Besagte befinden. Wilhelm Diedenhofen gehört sicher auch dazu: „Ich habe noch von der Quelle getrunken.“ Das habe bis in die 50er Jahre gestanden. „Klever sind Helden darin, ihre Geschichte abzureißen“. Die Resignation die spürbar ist sollten sich Klever Politiker hinter die Ohren schreiben. Wenn Engagement zu Resignation führt hat die gesamte Politik in Kleve versagt. Die Umkehrung von kapitulieren und Rückzug ist die Mitgestaltung. Kleves Bürger sollen darüber entscheiden ob die Quelle und diverse Gebäude zurückkommen oder nicht, nachdem sie genauestens informiert sind. Dazu gehört z.B. das das Wasser einen hohen Gehalt an Nitrat enthält.
Nitrat kann im Körper zu Nitrit und zu Nitrosaminen umgewandelt werden. Besonders bei Säuglingen kann es zur Methämoglobinämie kommen, die tödlich verlaufen kann (Blaufärbung). Laut Trinkwasserverordnung dürfen im Trinkwasser maximal 50 mg/l = 50 mg/kg. Säuglinge, bis zum 6 Monat, sind besonders gefährdet. Trinkwasser das für Säuglingsnahrung empfohlen wird darf nicht mehr als 10 mg/l NO3 enthalten.
Aber die wenigsten werden Ihre Neugeborenen Literweise mit 7 Grad kalten Wasser aus der Quelle abfüllen !
Das diese Quelle jetzt schon die Ideen sprudeln lässt ist super und den letzten Satz von Herrn Brauer möchte ich mich anschließen.
“Ich finde es super, wie sich die Kinder begeistern. Kompliment!”
Als kleines Dankeschön möchten wir vom Haus Koekkoek die Klasse 5a vom Konrad-Adenauer-Gymnasium einladen und durch die Ausstellung Balnea führen. Der Freundeskreis der Museen hat bereits vor 3 Jahren den Wunsch, die Quelle zu reaktivieren, an die Stadt heran getragen.
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So wie das Eisen außer Gebrauch rostet und das still stehende Wasser verdirbt oder bei Kälte gefriert, so verkommt der Geist ohne Übung.
(Leonardo da Vinci)
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