Alle Wege führen zum Minoritenplatz Teil2
Die Präsentation von Friedhelm Hülsmann und Ekkehart Voß war spannend vorgetragen und das sich offene Zuspielen von Gedanken hat einen erfrischend eingebunden.
Ein Brainstorming zwischen Archiekten, Landschaftsplannern, Raum- bzw. Städteplannern sowie Künstlern und Historikern unter Berücksichtigung von Bürgerwünschen. Ein derartiger Kopfsalat würde mir schmecken und wenn Jürgen Rauer ein Beteiligungsverfahren umsetzt, in dem genau diese Denkrunde zu Tisch kommt, könnte getafelt werden um die verschiedensten Zutaten durchzuprobieren.
Das fünf Finger Modell ist ohne Auftrag entstanden. Diese Initiativplanung ließ den nötigen Spielraum und das Ergebnis hat gute Ansätze ohne mich jedoch, letztlich in Gänze zu überzeugen.
Diesen Bereich autofrei zu machen sollte auf jeden Fall umgesetzt werden.
Hans Hoorn hat dies eindringlich und überzeugend am Beispiel Masstricht dargestellt.
Die Wallgrabenzone wird aufgewertet, der verbreiterte Wasserlauf wird der vorhandenen Dimension gerecht und bildet bereits eine zweidimensionale Stadtkante. Die Bauköpfe führen Fingerweisend in die Innenstadt, die Minoritenhöfe sind gerahmt ohne jedoch einen Umlauf anzuregen. Es sind Durchgänge und meiner Meinung nach wirkt die Stafelung vom Hotel bis zum Rathaus aleine optisch und aus der Vogeerspektive beruhigend. Ein Spaziergänger wird dies vermutlich orientierungslos erfahren und eine innenstadttüpische Behaglichkeit vermissen,
obwohl die Höfe vielversprechend sind. Die Arkaden wären in Kleve einzigartig und würden gerade leinem Gewerbe eine Zukunft eröffnen. Auf die Qualität von Überdachung komme ich noch zurück.
Das sich Öffnen von Wegen zu kleinen Plätzen ist überraschend und diese Nischen sind behaglich und laden zum Verweilen ein. Die Klever Höfe empfinde ich jedoch eher als Schleusen und Durschgangszone und eine räumliche Unruhe verliert sich.
Die Kopfseiten zur Wallgrabenzone sind einfach schön und das einfallende Licht ist das Gegenteil vom Sonklotzki Bunker.
Alle Rathausviertel die ich kenne haben einen Platz und hier muss ich Herrn Voß entschieden wiedersprechen. Der Platz zwischen Rathaus und Josefshaus ist ist kein Rathausplatz sondern ein städtischer Hinterhof, wenn auch ein sehr schöner. Rathausplätze öffnen sich zur Stadt!
In Kleve scheinen einige davon überzeugt, das es hier urbane Plätze gäbe. Diese gibt es jedoch nicht. Der wohlklingende Name Markplatz-Linde ist nichts anderes als ein Anwohnerparkplatz der einmal in der Woche für wenige Stunden mit einem Markt belebt wird. Das die ụnterirdisch existierenden Toiletten zum Himmel stinken kann ich nicht beurteilen, da ich nicht richen kann, aber dieser Parkplatz wird zu all unseren Lebzeiten niemals ein attraktiver Stadtraum. Auch hier hat planlokal deutlich gesagt, “in Kleve gibt es keinen Zentralen Wochenmarkt”. Die Marktbetreiber am Koekkoeplatz solten auf Probe umziehen und nach einem halben Jahr solle ein Resüme gezogen werden.
Jetzt sind alle unzufrieden und haben Umsarzeinbussen hinnehmen müssen.
“Als Stadt können wir das nicht steuern. Das ist eine Frage von Angebot und Nachfrage“, sagt der Klever Ordnungsamtsleiter Ralph van Hoof zum bescheidenen Marktreiben in Kleve. Planlokal sieht dagegen eine Stärkung durch Zusammenlegung an einem Tag oder die Anzahl der Markbeschicker zu erhöhen.
Im neuen Rathausviertel wäre ein sehr attraktives Umfeld. Wenn aber kein Freiraum übrig bleibt, der mindestens 25-30 Marktbetreiber zulässt ist wieder eine Chance vertan. Aber den Hinterhof zwischen Rathaus und Kavarinerstr. könnte ggf. für einen Wochenmarkt ausgestattet werden?
Arnold Voss hat im Haus Koekkoek becshrieben, dass der Diamant Minoritenplatz durch seine freie Fläche überzeugt und Bebauung nur eine einzige Aufgabe haben kann. Diesen Diamanten zu fassen. Planlokal stellt interessanterweise fest, dass “… lassen sich nur vereinzelt weiter Grünflächen, in Form von Gebäuden bezogene Freiflächen, vorfinden. Dies betrifft auch die Spielplätze bzw. Spielmöglichkeiten im Innenstadtbereich. Auf der Fußgängerzone, die den zentralen Einkaufsbereich definiert, befinden sich nur punktuelle Spielmöglichkeiten für Kinder. Es existieren nur wenige frei zugängliche Freiflächen in der Innenstadt…Insgesamt betrachtet sind die Spiel- und Freizeitmöglichkeit für Kinder im öffentlichen Raum und auf den vorhandenen Plätzen in der Innenstadt relativ gering. “
Somit gibt es auf der einen Seite keine “freien” Flächen und auf der anderen haben wir eine wunderbare zur Zeit undefinierte Fläche. Dies wurde leider in keinster Weise angesprochen.
Es geht halt weniger um Architektur als um Städteplanung.
Städte wie Hamburg oder Wien haben Rathausplätze von 8000m2. Vergleichbar große Städte wie Kleve, z.B. Singen oder Adendorf haben ca. 3500m2 große Plätze.
Die Aussage von Alfred Körbel von planlokal aus Dortmund, “Doch auch in urbanen Quartieren wie den Bereichen entlang des Spoykanals sollten erfahrbare Bezüge hergestellt werden. Hier gilt es, Verbindungen zwischen der Innenstadt und deren Plätzen zu aufzuspannen. Die Fußgängerzone endet direkt am Kanal und stellt eine besondere Platzsituation dar; genutzt oder in Erscheinung tritt diese jedoch nicht.”
Bevor an der Linde hunderttausende in den Sand bzw. auf den Bunker gelegt werden, sollte auf Nachhaltigkeit gesetzt werden.
Der Rathausplatz in Kamp-Lintfort ist doppelt interessant. Hier gibt es seit 30 Jahren eine Bibliothek und der jetzige Quartierumbau wird über das Integrierte Handlungskonzept mitfinanziert. Beides übertragbar auf Kleve?
Der Vorschlag von Hülsmann und Voß, eine Projektgesellschaft für die Tiefgarage und einer möglichen Bebauung oder besser gesagt Überplanung zusammen zu führen ist möglicherweise der Einzigste Weg von einem Großinvestor verschont zu bleiben.
Die angedachten Arkaden sind bzw. wären der einzigste Ort in Kleve, neben der neuen Mitte, wo man sich in einem halböffentlichen Raum unterstellen könnte. “Immer wenn es regnet, muss ich dich denken.. Nass bis auf die Haut, so stand sie da…” Ob man Anna in der neuen Mitte kennenlernt wage ich zu bezweifeln, aber in den Arkaden…oder unter einer Überdachten Mehrzweck Halle.
Wenn der 5te Finger am Rathaus ein offener überdachter Raum würde wäre ich fast einverstanden.
Solche Räume sind derart vielseitig nutzbar das letztlich alles Möglich ist. Von Fussballkäfigen für Kinder und Jugendliche über Konzerte bis hin zu Bücher oder Antikmärkten und alles überdacht und auch bei Regen kann der öffentliche Raum bespielt werden.
¾ Wohnraum würde dieses Quartier ganztägig und järig beleben.
Auch hier sollte man unbedingt stadtsziologische Aspekte berücksichtigen. Die neuen Bewohner werden vermutlich keine Harz4 Empfänger sein und Flüchtlinge werden hier auch kein Zuhause finden.
Um eine urbane Durchmischung zu gewährleisten braucht es Räume die jenseits von Einkommen und Status einladen diese Aufzusuchen. Ein Platz ist dafür die denkbar einfachste und beste Lösung! Ein Platz ist die Essens von Urbanität. Gäbe es beispielsweise einen Springbrunen der an die Clever Bädergeschichte und Quelle am Springberg erinnert, würde dort ein obdachloser Deutscher ganz selbstverständlich neben einem Studenten aus Indien sitzen, oder umgekehrt?, auch wenn sie sich vermutlich nicht stundenlang unterhalten werden.
Keiner will im Rathausviertel einen rustikal, ländlich oder provinziellen Eindruck. Der gewünschte urbane Charakter wird durch die Bewohner und Besucher selbst erzeugt und lediglich durch Archiektur und Stadtplanung unterstützt aber die Voraussetzung für Begegnung muss nun mal vorhanden sein! Diese sozio-ökonomischen Prozesse wären gerade beim Einkaufscenter so katastrophal gewesen.
Die Anbindung vom Wasserlauf zum Spoykanal würde gerade für Kinder ein Hotspot (wir erinnern uns!) Papierbote und Bierdeckel würden 200 Meter begleitet bis sie endlich abstürzen.
Wenn der Verkaufserlös jetzt die Hälfte wäre so ist dies nichts weiter als eine Randbemerkung.
Kleve sollte sich etwas wert und kann es sich erlauben.
Dies ist letztlich Bürgerstolz und die Denkpause, ich kann zumindest mal fragen, würde ab und zu den neuen Rathausplatz ein weiteres mal frei kehren. Der Platz sollte riesig sein um der Denkpause eins auszuweichen, ich werde dann anschließend feucht durch wichen.
So wie Ekkehard Voß und Herr Rauer es bereits formuliert hat. Jetzt besteht ein letztes Mal die Möglichkeit ein gemeinsames Ergebnis zu finden. In diesem Fall gäbe es die angesprochene Rückendeckung.
Aber der Vollständigkeit halber sollte auch gesagt werden, dass die Finger Entwürfe von Hülsmann/Thieme und Voß für einige Klever Multiplikatoren bereits seit Monaten bekannt waren. Es ist verständlich, dass Entwürfe erst am Tag X öffentlich werden, aber es sollte keiner übervorteilt werden oder Hoheitswissen erzeugt werden.
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